Peckfitz '02:
Peckfitz '02: 2002-11-03, Text von Kai Pokall Hohe Berge, weite Täler - klare Flüsse, blaue Seen...Wer kennt sie nicht - diese Textpassage aus "Hier kommt Alex" von den Toten Hosen. Ganz so zutreffend war eben diese Textzeile heute allerdings nicht, als wir uns aufmachten, den ultimativen Fahrtest zu absolvieren - auf
Wurzelsepp´s Jeep - Buckelpiste in Peckfitz !
Um 08:45 Uhr machten wir uns in Lüneburg auf den Weg. Wir, das waren Hagen, Kai, Lars, Kiki, Steffi und Anuk, gerecht verteilt auf 2 Cherokee XJ. Anuk hatte einen Sonderplatz in Lars´ Kofferraum eingenommen - sie darf als Hund ja wegen der mangelhaften Anschnallkenntnisse nicht vorn sitzen. Nach rund 2 Stunden Fahrt über die holprigen Straßen Sachsen-Anhalts (die wir als äußerst unangenehm empfanden) zeigte uns ein Hinweisschild mit der Aufschrift "Waldsiedlung Peckfitz" den richtigen Weg. Hier sollte uns allerdings nach einem Ritt über den Golf-Weg (wegen der vielen Löcher) schnell klar werden, dass diese ausgeschriebene Waldsiedlung gar keine war. Von Häusern, Vorgärten und sesshaften Menschen keine Spur, lediglich eine ausgediente Militärbase aus Honecker´s Zeiten frönte die staubige Landschaft. Kein Zweifel - wir waren da.
Hier stießen wir auf Henne, der wiederholt mit seinem Cherokee angereist war, um ein Waschen des Autos lohnenswerter zu machen.
Nach einem kurzen Sit-in bei "Wurzelsepp", dem obligatorischen Papierkram und einem kurzen Besuch des hauseigenen Museums fuhren wir in Dreierformation tiefer in das unebener werdende Gelände. Vorbei an unzähligen Tonnen nutzlosem Schrott und Holzresten aus einer Zeit, als Oma und Opa gerade in der Planung unserer Eltern waren, bewegten wir uns zu einer Geländeerhebung, die keineswegs so harmlos war, wie sie anfangs erschien. Natürlich hätte man auch daran vorbeifahren können - aber warum sollten wir?!
Henne fuhr vorweg und machte uns vor, wie man (militärisch gesprochen) "die Höhe nehmen" sollte. Dass dabei ein Hinterrad dieselbe Bewegung machte wie ein Hund, der sich an einem Baum entleeren will, schien darauf hinzudeuten, dass er seinem XJ eine Menge zutraute. Natürlich durften die anderen Jeeps ebenfalls diese erste Erhebung überwinden, was bei beteiligten Beifahrern und Fondsitzern das eine oder andere Quieken auslöste.
Ein anschließender Ritt durch eine der Buckelpisten endete nach etwa 5min wie erwartet: Lars saß fest. Ein kurzer Ruck von Hagens Cherokee befreite den silbernen Turbo-Diesel. Nach weiteren 100m grub sich das grobstollige Profil von Henne´s XJ tief in ein Wasserloch. Es half kein Vor, kein Zurück: der Rote wollte nicht mehr weiter. Der Griff zum Bergegurt erwies sich anfangs als zweckmäßig, stellte sich aber als sinnlos heraus, als dieser riss. Also spannten wir beide Autos hinter den Roten in der Hoffnung, dass doppelte Kraft mehr bewirken würde. Fehlanzeige. Erst nach etwa 2 ½ Stunden befreiten wir Henne mittels eines Greifzuges, den Hagen in weiser Voraussicht mitführte.
Weiter ging die lustige Fahrt - und endete wiederum nach 2min. Ausschlaggebend war wieder der rote Jeep von Henne, dem es in seinem Wasserloch so gut gefiel, dass er sich gleich das nächste zum Verweilen aussuchte. Hier half ein kurzer Zug am Seil, und Henne fuhr weiter.
Einer fehlte doch noch in der Hierarchie der Festfahrer: Hagen. Ihn traf es als Nächstes, er blieb auf einer Hügelkuppe sitzen. Nach einer kurzen Pause in den feuchten Tiefen des Übungsplatzes konnte Hagen seine Fahrt fortsetzen.
Was sollte man vor Durchfahrt eines unbekannten Wasserloches unbedingt tun? Richtig - am Besten umfahren, ansonsten könnte es passieren, dass die Schweller von schmutzigem Wasser umspült werden. So war es dann auch. Erst ein paar beherzte Züge durch Lars am verlängerten Abschleppseil und das Unterfüttern der frei hängenden Räder mit Holz und anderem Kleinkram ließen Henne wieder frei. Ein nicht näher benannter dunkler XJ grub sich einige Minuten später in das nächste Wasserloch. Hier brauchte Hagen (jetzt hab´ ich den Namen doch genannt) jedoch keine Baukünste anzuwenden; souverän wurde er befreit.
Nachdem wir den Wald auf neue Wege untersuchten (tatsächlich welche fanden - und wenn nicht, welche anlegten), stießen wir auf eine Spur, die wohl selbst dem erfahrensten Leopard-Fahrer Respekt einflößen würde. Jedoch - getreu dem Motto: Nach "Tief" kommt "Weg" - wollte es sich der ursprünglich mal rot erscheinende XJ nicht nehmen lassen, auch diese Grube des Schreckens zu erkunden. Und er schaffte es, wenn auch mit Verlust der letzten Stellen rot durchschimmernden Lackes. Und wenn es ein "Hin" gibt, soll es auch ein "Zurück" geben. Und spätestens jetzt war es jedem der umstehenden Zuschauer klar: Geht nich´ gibt's nich´ !
Weitere Versuche, sich unbedingt festzufahren, schlugen leider zum allgemeinen Bedauern fehl. Der Ritt über den ausgedienten NVA-Acker gestaltete sich weiterhin als äußerst interessant, fordernd und in gewisser Weise spaßig - wenn man von den Kratz- und Schlaggeräuschen an den Fahrzeugen einmal absieht.
Apropos spaßig! Man stelle sich als Cherokee-Fahrer folgendes vor: Souverän nimmst du jede Unebenheit mit deinem "Großen", schwebst förmlich über Hügel und Löcher - und stehst plötzlich vor einem planschenden Geländewagen in der Wachstumsphase: einem badenden Pajero. Dieser hatte sich nämlich unter Aufwendung höchstmöglicher Kraft in ein Wasserloch gebuddelt und 2 seiner 4 Füße tief ins Erdreich gegraben. Versuche von Begleitfahrzeugen, ihn zu bergen, waren umsonst, zu tief steckte der Kleine in der Sch... ähm... im Wasser.
Doch niemand hatte mit Hagen gerechnet: Den Greifzug installiert, einen Hilfs-Pajero eingespannt - und schon konnte der süße Flitzer seinen Rückzug aufs Trockene antreten. Wobei dies ein wenig geschummelt war, denn als der Besitzer seine Türen öffnete, ergoss sich beidseitig ein Strahl schmutzigen Brackwassers auf den Waldboden. Die Stimmung trübte dieser Anblick keineswegs, jedenfalls äußerlich war auch der Besitzer guter Laune. Wie gesagt: Äußerlich...
Jetzt war es Zeit, die Heimfahrt anzutreten, 2 Stunden Landstraße lagen noch vor uns.
So ließen wir den Tag bei einem matschigen Abendessen im überfüllten McDonalds Salzwedel ausklingen und waren einstimmig der Meinung, einen großartigen Tag erlebt zu haben und dies unbedingt mal wieder zu tun:
auf